In einer am stärksten benachteiligten Gegenden von Port-Au-Prince/ Haiti unterstützen wir seit 2008 die beiden Grundschulen St. Emma und St. Nicolas. Über 600 Kinder gehen dort jedes Jahr zur Schule, lernen, spielen und haben ein zweites sicheres Zuhause. 2010 wurden die Schulen leider, wie große Teile von Port-au-Prince, von dem großen Erdbeben zerstört. Dank der Hilfe zahlreicher Spender:innen und Initiativen konnten wir 2013 den Bau zwei erdbebensicherer Schulen finanzieren. 2015 wurden die beiden Schulen feierlich wieder eröffnet. Zudem haben beide Schulen seit 2017/18 eine Trinkwasseranlage, die nicht nur den Kindern, sondern auch der Gemeinschaft zur Verfügung stehen. In beiden Schulen arbeiten ausschließlich Haitianer:innen: Das Projekt schafft so Arbeitsplätze vor Ort und unterstützt die regionale Wirtschaft.
Die Schulen liegen in der Trägerschaft der Fondation St. Luc. Die Fondation St. Luc ist eine haitianische gemeinnützige Organisation. Sie wurde von jungen Haitianer:innen gegründet, die im haitianischen Zweig der nph Kinderhilfe aufgewachsen sind. Die Fondation St. Luc arbeitet eng mit nph Haiti zusammen, ist jedoch eigenständig und unabhängig von allen Partnern und ist der alleinige Eigentümer und Verwalter ihrer zahlreichen Programme und Initiativen. Seit mehr als 20 Jahren stellt das St. Luc Bildungsprogramm mehr als 16.000 Schüler:innen eine kostenlose akademische und berufliche Ausbildung, Schulmaterial, Uniformen, Rucksäcke und Mahlzeiten zur Verfügung. Die meisten ihrer 33 Grundschulen, wie auch die von uns unterstützten Grundschulen St. Emma und St Nicolas, befinden sich in den schwierigsten und am wenigsten versorgten Gebieten von Port-au-Prince, während andere in den Provinzen eröffnet wurden.
In St. Emma und St. Nicolas lernen jeweils ca. 300 Kinder der anliegenden Wohngebiete. Die Kinder werden dort von der Vorschule bis zur 6. Klasse unterrichtet. Die Schulen sind nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort, an dem die Kinder sicher spielen und Ruhe finden können. Die Schüler:innen, die die Grundschulen von St. Luc in Port-au-Prince abschließen, haben die Möglichkeit, die Sekundarschule "Academy for Peace and Justice" zu besuchen. Die Akademie wird von Artists for Peace and Justice finanziert und unterstützt. Nach der High School können sich die St. Luc -Schüler:innen zusammen mit Mitgliedern der örtlichen Gemeinschaft für den Besuch der Berufsschule der Fondation St. Luc bewerben. Die Schule für Krankenpflege und Medizintechnik und die Schule für Naturwissenschaften und Technik bieten eine Ausbildung, die den Schüler:innen den Einstieg in den Arbeitsmarkt als qualifizierte Fachkräfte ermöglicht. Das Lehrangebot umfasst Krankenpflege, Wasseraufbereitung, Autoreparatur, Solarenergie sowie digitale Medien und Kommunikation.
Leitlinie der Fondation St. Luc:
"Die St. Luke Foundation setzt sich für den Aufbau eines stärkeren Haiti ein, indem sie den Ärmsten und Schwächsten des Landes hervorragende Dienste anbietet, die sicherstellen, dass sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können. (...) Zielsetzung: Einbeziehung und Förderung von Kindern, die aufgrund ihrer Armut, ihres Wohnorts, ihrer familiären Situation oder ihrer körperlichen oder geistigen Behinderung von der Gesellschaft isoliert oder ignoriert wurden (...) Alle Aspekte der Arbeit der St. Luke Foundation, sowohl die finanziellen als auch die operativen, werden in voller Unabhängigkeit von Kirche und Staat durchgeführt. Wir respektieren die Meinungen und Überzeugungen sowohl derjenigen, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen, als auch derjenigen, die uns Hilfe anbieten.“
Leitlinie von nph:
"Gleichbehandlung: Unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion helfen wir Menschen in Not - insbesondere Kindern."
Maries Geschichte
Das Gespräch mit Marie wurde im Nachhinein aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Gemäß unserer Kinderschutzrichtlinie wurden der Name und das Bild des Kindes zu ihrem Schutz geändert.

Einer dieser Stifte gehört Marie, einer fröhlichen Neunjährigen. „Schau mal!“ - sie zeigt auf die französischen Zeilen, die sie sorgfältig in ihr Heft geschrieben hat. Sie sitzt noch nicht einmal fünf Zentimeter von ihrer Klassenkameradin entfernt, aber die beiden arbeiten symbiotisch. Während sie langsam die kursive Schrift der Lehrerin von der Tafel abschreiben, bewegen sich ihre Köpfe nahezu synchron.
„Ich liebe den Unterricht. Ich muss mein Bestes geben, um gut dazustehen“, erklärt sie, die Beine unter der Bank hin und her schwingend. Sie fasst sich an den Kopf. „Jeden Morgen überprüft meine Tante meine Haare und vergewissert sich, dass meine Schleifen richtig sitzen. Ich weiß, dass es etwas ganz besonderes ist, die Schule besuchen zu können. Viele Kinder in meiner Nachbarschaft dürfen oder können nicht zu Schule gehen und daher weiß ich, dass ich das Beste daraus machen muss. Mein Haus ist klein und wird, besonders bei Regen, schnell nass, dreckig und überflutet. Meine Bücher wickele ich immer ganz sorgfältig ein, damit ihnen nichts passiert.“
„Wir kümmern uns hier um fast 300 Kinder - Kinder, die oft keinen anderen Zufluchtsort haben“, sagt Direktorin Joel Genalien. „Wir sind in einer sehr armen Gegend - ein Ort, wo Leistungen von der Regierung sehr selten ankommen.“
Maries Schule liegt in Wharf Jeremie, ein Teil des Stadtgebietes Cité Soleil in Port-au-Prince, es gehört zu den gefährlichsten Gegenden Haitis. „Es kann manchmal beängstigend sein“, sagt Marie - ihr Lächeln schwindet einen Moment lang und ihre Augen sind nachdenklich.
Dann aber nickt sie leicht mit dem Kopf und ihre Augen zeigen Entschlossenheit. „Aber ich weiß, der einzige Weg, es weniger beängstigend zu machen, ist, hierher zu kommen und zu lernen. Wenn ich hierher komme, empfinde ich Frieden - auch trotz dieses Lärms. Ich kann hier Mathe, Französisch und Naturwissenschaften lernen, ohne mir über das, was draußen passiert, Sorgen machen zu müssen. Für mich ist das hier mehr als nur eine Schule. Es ist mein zweites Zuhause.“

